Senner Pferde
Die gefährdete Haustierrasse der Senner Pferde gilt als die älteste Pferderasse Deutschlands. Sie wurde 1160 erstmalig urkundlich erwähnt. Die Senner Pferde lebten über Jahrtausende frei in der Senne und in dem Teutoburger Wald. Sie prägten den Naturraum und dessen Wahrnehmung durch die Menschen. Heimatdichter wie Hermann Löns und Ludwig Altenbernd beschrieben in ihren Gedichten, wie sie den Senner Pferden in freier Wildbahn begegnet sind. Für Hermann Löns waren die Senner Pferde ein Ausdruck von Freiheit, Wildheit und Ursprünglichkeit der Landschaft. Erst zu Anfang des 20. Jahrhundert verschwanden die Senner Pferde aus der ihrer angestammten Heimat - allerdings nur vorübergehend. Inzwischen sind sie an mehreren Stellen wieder zu beobachten.
Der Legende nach sind die Senner Pferde Nachfahren der Römerpferde, die in der Schlacht am Teutoburger Wald entlaufen sind. Im Jahr 9 n. Chr. verlor das Römische Imperium drei Legionen im Kampf gegen die Germanen unter ihrem Anführer Arminius (Hermann der Cherusker). Die Senner Pferde hatten lange Zeit eine große Bedeutung als Jagdpferde und als Militärpferde. Die Senne gilt als uraltes Jagdrevier.
Seit dem 16. Jahrhundert wurden die Senner Pferde züchterisch vom Gestüt Lopshorn betreut. In Lopshorn befand sich auch ein Jagdschloss. Die Überreste des Jagdschlosses und des Gestüts befinden sich auf dem Gebiet der Gemeinde Augustdorf. Schloss und Gestüt wurden nach der Befreiung russischer Kriegsgefangener aus dem Straflager in Stukenbrock-Senne geplündert und in Brand gesetzt. Später richteten die Britischen Streitkräfte im Bereich des Gestüts eine Schießbahn ein. Sie zerstörten die aufstehenden Wände der Ruine. Noch heute sind jedoch die Grundrisse der Gestütsgebäude und des Schlosses sowie der angegliederten Meierei gut zu erkennen. Der Komplex wurde 2008 als Bodendenkmal ausgewiesen. Seit Mai 2003 gibt es eine Initiative, die sich den Wiederaufbau des Schlosses und Gestüts zum Ziel gesetzt hat.
Die Senner Pferde selbst waren fast ausgestorben. Es ist im wesentlichen einem Züchter, Karl-Ludwig Lackner, zu verdanken, dass diese Rasse nicht untergegangen ist. Im
Jahr 1999 hat die Biologische Station Senne ein Projekt zur Verwendung der Senner Pferde für die Landschaftspflege gegründet. Weil die zuständigen Behörden die in Augustdorf für geeignet befundenen Flächen nicht freigegeben haben, ist zunächst eine Wildbahn im Naturschutzgebiet Moosheide eingerichtet worden. Seit 2017 gibt es auch eine Koppel in Augustdorf, und zwar an der Haustenbecker Straße, nahe der Grenze zum Truppenübungsplatz.
Als Standort des ehemaligen Gestütes Lopshorn, dem Zentrum der Senner Pferdezucht, beansprucht Augustdorf für sich, die Heimat der Senner Pferde zu sein. Die Senner Pferde sind der zentrale Ansatzpunkt, um Augustdorf touristisch zu entwickeln. Die Gemeinde strebt nicht nur an, Wildbahnen für die Senner Pferde zu entwickeln, sondern auch die Geschichte und Eigenarten dieser Rasse sowie des Gestüts und Jagdschlosses Lopshorn in moderner Art und Weise museal darzustellen. Augustdorf verfügt über mehrere Gebäude, die für einen solchen Zweck geeignet wären.
Weitere Informationen zu den Senner Pferden erhalten Sie unter:
Zuchtverband für Senner Pferde e.V.
Biologische Station Kreis Paderborn-Senne
Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH)